Presse

  • Ja, sie wirken nein, sie wirken nicht
    Nachgehakt: Meinungen über den Nutzen von Wildreflektoren gehen auseinander – Effektivität unfallstatistisch nicht belegt
    Das Digital-Angebot der RHEINPFALZ.
    Die flexible Art, RHEINPFALZ zu lesen.
    Regional. Kompakt. Digital.
    ---------
    Ja, sie wirken – nein, sie wirken nicht

    Nachgehakt: Meinungen über den Nutzen von Wildreflektoren gehen auseinander – Effektivität unfallstatistisch nicht belegt

    KUSEL.
    Auf Warnreflektoren setzt die Jägerschaft im Kreis Kusel weiter, um Wildunfälle zu vermeiden.
    Kreisjagdmeister Bernd Klinck aus Ulmet kündigt an, dass auf weiteren Straßenabschnitten die blauen Reflektoren an den Leitpfosten angebracht würden. Auch die Kreisverkehrswacht befürwortet die blauen Warnreflektoren am Straßenrand.
    Dies sei grundsätzlich eine „gute Sache“, sagt Verkehrswacht-Vorsitzender Christian Bauer.
    Im Landkreis hatten die Jäger mit Unterstützung der Verkehrswacht im Frühjahr 2013 erste Reflektoren an zwei Versuchsstrecken bei Medard und Kreimbach-Kaulbach montiert. Die Lichtreflexionen sollen Wildtiere von der Fahrbahn fernhalten und damit Unfälle vermeiden.Zweifel an der Wirksamkeit der Reflektoren zur Vermeidung von Kollisionen mit Wild nährte vor wenigen Wochen eine Studie von Göttinger Forschern. Für die Untersuchung wählten die Wissenschaftler 150 Teststrecken in drei Bundesländern aus, um das Verhalten des Wildes mithilfe von Videoaufzeichnungen durch Infrarotkameras zu dokumentieren. „Für das Verhalten der Tiere spielte es keine Rolle, ob sich an den Strecken blaue Wildreflektoren befanden oder nicht“, folgerte der Waldökologe Christian Ammer nach der Auswertung des Materials. Dagegen argumentiert Kreisjagdmeister Klinck, es gebe auch gegenteilige Studien, in denen Warnreflektoren durchaus Wirksamkeit bescheinigt werde. „Wir wissen, dass sie wirken, aber nicht warum“, sei das Fazit eines Verkehrskongresses in Hannover gewesen, an dem Klinck teilnahm. Aus der Jagdstatistik für den Landkreis ergibt sich, dass seit dem Start mit Reflektoren in der Jagdsaison 2013/14 die Zahl toter Rehe durch Unfälle zunächst zurückging von 467 auf 384 und in der Saison 2014/2015 sogar auf 363. Seither lag die Zahl konstant bei rund 470. Parallel stieg die Zahl des Fallwilds, also Rehe, die nicht bei der Jagd erlegt wurden. Tote Wildschweine durch Verkehrstod gab es der Statistik zufolge 64 in der Saison 2017/18. Zudem werden in dieser Periode 74 Fälle von Fallwild verzeichnet. Mittlerweile hat die Kreisgruppe Kusel der Jägerschaft in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht mehr als 4000 Wildwarner angebracht. Weitere 1200 werden demnächst platziert, wie Klinck ankündigt. Hinzu kämen Reflektoren, die von den Jagdpächtern an Straßen in ihren Revieren eingesetzt werden. Als besondere Gefahrenstelle für Wildunfälle nennt Klinck die Verbindung Rathsweiler zum Mayweilerhof sowie die B 270 im Bereich Grumbach. Der Kreisjagdmeister wirbt dafür, weiterhin an den Reflektoren, die rund drei Euro pro Stück kosten, festzuhalten. Denn auf flachen Streckenabschnitten – ohne Abhänge und Böschungen – sei die Zahl der Wildunfälle um bis zu 40 Prozent gesunken. Diese wirkten auch indirekt, indem sie Autofahrer für die Gefahr des Wildwechsels sensibilisierten.
    Zurückhaltend wird die Wirkung der Wildwarner in der Unfallstatistik 2017 der
    Polizeiinspektion Lauterecken bewertet. Deren Einführung habe bisher flächendeckend nicht den gewünschten Erfolg gezeigt, wird in dem Bericht bilanziert. Die Reflektoren wirkten offenbar nur in flachem Gelände, das jedoch für den Dienstbezirk nicht typisch sei. Insgesamt registrierte die Inspektion Lauterecken im vergangenen Jahr mit 557 Wildunfällen, das ist ein Plus von 56, einen Höchststand. Eine Übersicht über fünf Jahre zeigt einen kontinuierlichen

    Anstieg: Gab es 2013 noch 360 Kollisionen mit Wildtieren, so kletterte die Zahl zunächst auf 469 (2015) und stieg 2016 erstmals auf über 500. Die Wildunfälle haben laut Statistik der Polizeiinspektion im vergangenen Jahr einen Anteil von 56 Prozent der gesamten Unfälle erreicht. Im Bereich der Polizeiinspektion Kusel mit den Verbandsgemeinden Kusel-Altenglan und Oberes Glantal machten 2017 Wildunfälle rund 40 Prozent aller Unfälle aus. Für das vergangene Jahr verzeichnete die Kuseler Inspektion mit 670 Wildunfällen ebenfalls einen Höchstwert. Im Jahr davor waren es 606.
    Für das laufende Jahr sei mit einem Rückgang zu rechnen, nachdem in den ersten neun Monaten 458 Kollisionen mit Wild registriert wurden, sagte Gert Kaiser von der Kuseler Inspektion. In der Jägerschaft sind die Meinungen zu denReflektoren nicht einhellig. Die
    Wildwarner wirkten auf flachen Streckenabschnitten, wo das Licht streuen könne, argumentieren Praktiker. Ist die Straße von Böschungen und Hängen gesäumt, gingen die Reflexionen hingegen meist ins Leere oder würden von Rehen und Wildschweinen zu spät wahrgenommen. Zudem gewöhnten sich die Tiere daran, wird als Erfahrung angeführt. Deshalb sollte erwogen werden, Reflektoren nach einer gewissen Zeit zu entfernen oder an anderen Strecken anzubringen. Auch müssten sie regelmäßig gesäubert oder ersetzt werden. Wegen der Umstellung auf die Winterzeit raten Jäger Verkehrsteilnehmern zu besonderer Vorsicht, da nunmehr der Berufsverkehr in der Dämmerung erfolge. Denn in dieser Dämmerzeit überquerten viele Wildtiere Straßen auf der Suche nach Nahrung.
    ---------
    © Die inhaltlichen Rechte bleiben dem Verlag vorbehalten. Nutzung der journalistischen Inhalte ist ausschließlich zu privaten, nichtkommerziellen Zwecken erlaubt.
  • Vorsitzender nach längerer Vakanz
    Nach einer längeren Vakanzphase an der Spitze gibt es für die Verkehrswacht im Kreis Kusel wieder eine komplette Führung.
    Nach einer längeren Vakanzphase an der Spitze gibt es für die Verkehrswacht im Kreis Kusel wieder eine komplette Führung.

    Bei der Jahreshauptversammlung am Freitag auf Burg Lichtenberg wurde Christian Bauer aus Altenglan zum Vorsitzenden gewählt. Auch der Beirat des Vereins, der mit Autldärung
    und Beratung, Trainingsangeboten und Schulungen die Verkehrssicherheit verbessern und Unfälle vermeiden will, ist neu zusammengesetzt. Der 42-jährige Bauer ist Lehrer an der Jacob-Muth-Schule in Kusel. Zudem ist er als Fachberater Ansprechpartner für Grund-, Förderschulen, Realschulen Plus und Integrierte Gesamtschulen im Kreis Kusel zu Fragen der Verkehrserziehung.
    Schirmherr der Kreisverkehrswacht ist Landrat Otto Rubly, der die Neuwahlen leitete. Dabei wurde Thomas Bauer aus Gries, der seit dem Tod des vormaligen Vorsitzenden Peter Koch 2014 den Verein führte, als Stell vertreter bestätigt. Die Versammlung wählte Heinz Hornberger aus Wahnwegen erneut zum Schatzmeister und Renate Martin aus Oberweiler Tiefenbach zur Schriftführerin. Komplett neu besetzt ist der Beirat. Dem Gremium gehören nunmehr an: Sabine Becker (Henschtal ), Leiterin der Kfz-Zulassungsstelle der Kreisverwaltung, Wolfgang Müller (Selchenbach), Abteilungsleiter Ordnung und Verkehr in der Kreisverwaltung , sowie der Polizeibeamte Klaus-Jürgen Lerner aus Bedesbach.
    Als Rechnungsprüfer wurden Jürgen Hübner (Kusel) und Erwin Schäfer (Altenglan ) bestätigt. Die Mitgliederversammlung beschloss überdies Anpassungen der Satzung, unter anderem um die Anerkennung als gemeinnützigerVerein durch die Finanzbehörden
    sicherzustellen.
    Derzeit hat die Verkehrswacht im Kreis rund 200 Mitglieder. Neben Einzelpersonen sind dies Verbandsgemeinden und Gemeinden, Vereine, Schulen, Firmen sowie Fahrschulen.
    Die Einnahmen stammen aus Mitgliedsbeiträgen, Geldauflagen sowie
    Teilnehmergebühren für Sicherheitstrainings. Die Verkehrswacht gewährt
    Gemeinden Zuschüsse für die Anschaffung von Geschwindigkeitsmessgeräten. Auch unterstützt sie die Kreisjägerschaft in dem Bemühen, mit Warnreflektoren die Risiken von
    Wildunfällen zu verringern . Weiter setzt sich die Kreisverkehrswacht für sichere Schulwege ein und unterstützt die Jugendverkehrsschule des
    Landkreises.
  • Jäger warnen vor Wildunfällen
    Jäger warnen vor Wildunfällen Im Herbst sollten Autofahrer besonders achtsam sein
    Das Digital-Angebot der RHEINPFALZ.
    Die flexible Art, RHEINPFALZ zu lesen.
    Regional. Kompakt. Digital.
    ---------
    Jäger warnen vor Wildunfällen
    Im Herbst sollten Autofahrer besonders achtsam sein

    Jedes Jahr gibt es Tausende Wildtierunfälle auf rheinland-pfälzischen Straßen. Vor allem Rehe kommen unter die Räder. Jäger raten zu vorausschauendem Fahren und setzen
    auf Reflektoren am Straßenrand Plötzlich steht ein Reh auf der Straße: Wenn Wildtiere auf der Suche nach Futter, Partner oder Schlafplatz eine Straße kreuzen, kann es gefährlich werden.
    Jedes Jahr gibt es Tausende Wildunfälle in Rheinland-Pfalz. Im Herbst kämen Dunkelheit, Nebel, Nässe oder auch rutschiges Laub auf der Fahrbahn als Risikofaktoren hinzu, sagt Günther Klein, Sprecher des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz in Gensingen.Allein das Polizeipräsidium Mainz registrierte Mitte bis Ende September bereits 119 Wildunfälle. Im vergangenen Jahr gab es laut Landesjagdverband landesweit rund 25.000 solcher Unfälle. Die meisten davon seien im nördlichen Rheinland- Pfalz passiert, an zweiter Stelle stehe das Gebiet des Polizeipräsidiums Trier.
    Meist erwische es Rehwild. Der „traurige Spitzenreiter“ sei vor allem in den Dämmerungsstunden aktiv, sagt Klein.
    Der Jagdverband riet Autofahrern zu vorausschauendem Fahren. Wer beispielsweise mit Tempo 80 statt 100 unterwegs sei, habe logischerweise einen kürzeren Bremsweg, sagte der Sprecher. Außerdem sollten Fahrer nicht nur nach einem einzigen Wildtier Ausschau halten. „Wenn die Ricke über die Straße rennt, kann es sein, dass die Jungtiere verzögert hinterher laufen.“
    Auch Wildschweine seien oft mit Artgenossen unterwegs. Wenn ein Unfall trotzdem unvermeidbar ist, rät Klein: „Nicht versuchen, zu lenken oder auszuweichen, weil das unter
    Umständen viel fatalere Folgen hat.“ Das eigene Fahrzeug könne zum Beispiel in den Gegenverkehr kommen. Besser sei es, das Lenkrad festzuhalten, eine Vollbremsung zu machen und die Spur zu halten. Um Wildunfälle zu vermeiden, setzen viele Jäger in Rheinland-Pfalz auf spezielle Reflektoren. Sie werden zum
    Beispiel an Leitpfosten angebracht und werfen das Licht der Fahrzeuge blau in die Umgebung der Fahrbahn zurück. „Blau, weil es von den Wildtieren besonders gut wahrgenommen wird“, erklärt Klein. Das sei für sie so auffällig wie für den Menschen eine grelle Warnweste. Wenn ein Tier das blaue Licht bemerke, halte es sich von der Straße fern. Laut Landesjagdverband waren 2016 in Rheinland-Pfalz knapp
    50.000 solcher Wildwarnreflektoren entlang von 1800 Straßenkilometern angebracht. Neuere Zahlen liegen dem Verband nach eigenen Angaben derzeit nicht vor. Die Kosten von fast 250.000 Euro für die Reflektoren hätten zum Teil Kommunen, Kreisverwaltungen, Jagdverwaltungen, aber auch Sponsoren getragen. „Mehr als die Hälfte ist dennoch aus der privaten Jägerkasse geflossen.“ Eine Investition, die sich aus Kleins Sicht gelohnt hat: Durch die Reflektoren sei die Anzahl der Wildunfälle im Schnitt um 82 Prozent zurück gegangen. Die Technik hat nach Ansicht der Jäger aber ihre Grenzen: Sie
    funktioniere nur nachts; hohe Vegetation am Straßenrand schirme das blaue Licht
    ab. Außerdem: „Wo sehr schnell gefahren wird, haben die Tiere auch mit Wildwarnreflektoren keine Chance.“ Sie sähen zwar das blaue Licht, aber das Auto sei oft schon zu nah. Ein anderes Problem tritt laut Klein auf, wenn ein alter Leitpfosten mitsamt Wildwarnreflektor ausgetauscht wird statt den Reflektor abzumontieren und an den neuen
    Pfosten zu schrauben.
    ---------
    © Die inhaltlichen Rechte bleiben dem Verlag vorbehalten. Nutzung der journalistischen Inhalte ist ausschließlich zu privaten, nichtkommerziellen Zwecken
    erlaubt.